Brückenechse

Brückenechse oder Tuatara - Ein Blick in die Vergangenheit

Der Begriff "Tuatara" kommt aus der Sprache der Maori und bedeutet "stacheliger Rücken". Die Brückenechse ist die einzige rezente Art der Familie Sphenodontidae, die nur auf neuseeländischen Inseln verbreitet ist. Die Tiere sind lebende Fossilien, die ihren Ursprung vor mehr als 150 Millionen Jahren haben. Erstmals beschrieben wurden die Echsen 1831 von John Edward Gray. Der wissenschaftliche Name der Art lautet Sphenodon punctatus.


Im Unterschied zu anderen wechselwarmen Reptilien sind Brückenechsen selbst bei niedrigen Temperaturen aktiv und trotz der deutlich geringeren Körperwärme in der Lage, aktiv nach Beutetieren zu suchen. Die Tiere ernähren sich vor allem von Insekten, Spinnen, Regenwürmern und Schnecken. Krebse, kleinere Echsen, Jungvögel und Eier sollen ebenfalls auf dem Speisezettel der Brückenechsen stehen.

Die Geschlechtsreife beginnt mit ca. 20 Jahren, ihre Lebenserwartung soll 150 bis 200 Jahre betragen. Die männlichen Tiere können 65 bis 80 Zentimeter groß werden. Ein ausgewachsenes Männchen kann bis zu einem Kilogramm schwer sein. Die Weibchen bleiben deutlich kleiner und leichter.
Die Tiere genießen in Neuseeland strengsten Schutz, in Deutschland werden sie nur im Aquarium Berlin gehalten.

Vater mit 111 Jahren

Im stolzen Alter von 111 Jahren ist ein Reptil in Neuseeland Vater geworden. Die elf Nachfahren der Brückenechse "Henry" kamen am Montag im Southland Museum zur Welt. "Henry" zeigte wieder Interesse am anderen Geschlecht, seit ihm 2002 ein Genitaltumor entfernt wurde. So berichtete es der Stern am 26. Januar 2009.

Anatomische Besonderheiten

Der diapside Schädel zeigt zwei vollständige Schläfenbögen, daher auch der Name. Das Fehlen eines Zahnwechsels ist für Reptilien eine Ausnahme. Den Männchen fehlt ein Kopulationsorgan, ein Hemipenis ist nicht angelegt, auch nicht embryonal. Parietalauge mit linsenähnlicher Epithelschicht, welchem sich ein basaler, netzhautartiger Teil anschließt. Ein dünner N. parietalis leitet den Reiz weiter zum Zwischenhirn. Mit diesem Sinnesorgan können die Tiere nur Helligkeiten wahrnehmen.

Die Netzhaut der eigentlichen Augen enthält keine Stäbchen, sondern 2 verschieden Zapfentypen, wodurch die Tiere tags und nachts gut sehen können, das Farbsehen ist aber nicht vorhanden. Hinter der Netzhaut befindet sich ein Tapetum lucidum. Den Augen fehlen die Tränendrüsen zur Befeuchtung der Augen. Der M. retractor bulbi hat zwei Ansätze am Augapfel.

Brückenechsen haben keine äußere Ohröffnung und kein oberflächliches Trommelfell, sie hören trotzdem gut, da das Mittelohr über die Eustach'sche Röhre mit der Rachenhöhle in Verbindung steht.
Eine Herzkammer und 2 Herzvorhöfe und 3 Hohlvenen befinden sich auf der Höhe des Schultergürtels. Die linke Niere ist doppelt so groß wie die rechte. Neben "normalen" Rippen existieren Bauchrippen.

Die Brückenechse erlaubt es uns, einen Eindruck von der Anatomie und Physiologie eines Tierreichs zu erhalten, das - mit Ausnahme von Sphenodon punctatus - längst ausgestorben ist, und für die Wissenschaft nur bedingt greifbar ist. Ein Blick auf dieses Tier ist somit zugleich ein Blick in die Vergangenheit.