Winterruhe

Winterruhe bei Europäischen Landschildkröten

Der Schildkrötenwinterschlaf - eigentlich handelt es sich bei Schildkröten um eine Winterstarre, da im Gegensatz zum Winterschlaf der Biorhythmus zwingend von fallenden Temperaturen abhängig ist - gehört zum natürlichen Jahresrhythmus der Tiere und ist für ein gesundes Leben wichtig. Sobald die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, stellt sich die Winterstarre ein. Wie man Schildkröten auf ihre winterliche Auszeit vorbereitet und welche "Schlafplätze" sich anbieten, zeigen wir am Beispiel eines Patienten unserer Praxis.


Der Patient:
Die Maurische Landschildktröte (Testudo graeca) "Tarzan", männlich, ist seit 70 Jahren in menschlicher Obhut und wurde zur Vorbereitung der Winterruhe Ende August vorgestellt.

Tarzan befand sich in einem guten Haltungs- und Ernährungszustand, er lebte in einem Gehege in Freilandhaltung. Die Untersuchung der Kotprobe ergab keine Darmparasiten. Sein Gewicht betrug 897 Gramm. Eine Schildkröte darf maximal 10 % des Körpergewichts während der Winterruhe verlieren.
Ende Oktober wurde Tarzan aus dem Freigehege genommen, das Tier wurde nicht gebadet, da der Darm nicht komplett leer sein darf, ansonsten stirbt die Darmflora ab, und die Schildkröte verweigert im Frühjahr die Futteraufnahme.

Die Winterruhe:
Eine Woche vor "Einlagerung" erhielt Tarzan kein Futter mehr. Das Tier wurde in eine Kunststoffbox mit ca. 5-facher Tiergröße gesetzt, als Füllmaterial dienten Erde, Rindenmulch und Laubblätter. Ein feuchter Schwamm in einer Ecke der Überwinterungsbox sollte die notwendige Luftfeuchtigkeit gewährleisten.
Als Überwinterungsort wurde ein frostfreier Raum in einer Gartenlaube gewählt, der ca. 6 - 8 °C aufweisen konnte und frei von Mäusen und Ratten war. Einmal monatlich wurde das Gewicht von Tarzan überprüft. Seine Schlafdauer betrug ca. 4 Monate.

Winterruhe im Bett? Was sich für Menschen eignet, bekommt Schildkröten nicht. Foto: Renate Lorenz
Winterruhe im Bett? Was sich für Menschen eignet, bekommt Schildkröten nicht. Foto: Renate Lorenz

Überwinterung im Kühlschrank:
Als Alternative zu einem kalten Raum bietet sich die Kühlschranküberwinterung in einem separaten Kühlschrank an. Auf den ersten Blick sehr befremdlich ...
Bei Kühlschrankhaltung ist eine sehr gute Kontrolle der Tiere möglich und das Einhalten der konstant kühlen Temperatur unabhängig von der Witterung gegeben. Es sollte einmal pro Woche die Kühlschranktür geöffnet werden, um eine ausreichende Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten.