Hänsel & Gretel

Ein Sturz in die Praxis

Zwei sehr unterschiedliche Geschwisterchen

Von Nikki Pearson

Nach dem relativ kurzen Winter - eigentlich waren es ja nur zwei Wochen - kam dann Anfang März 2014 der erste Frühlingssturm und mit ihm "landeten" auch die ersten Jungtiere des Jahres bei uns in der Praxis - landen ist hier im doppelten Sinne korrekt, denn dem Auftauchen in der Praxis stand in aller Regel ein "Flug aus dem Nest" voraus. Unsere ersten beiden Eichhörnchen Hänsel und Gretel sind ein Geschwisterpaar, das kaum unterschiedlicher sein könnte.

Trotzdem sind sie aber ein super Team. Gretel war von Anfang an etwas stabiler als ihr Bruder, lebhafter und sehr viel agiler. Man muss aber dazu sagen, dass Hänsel auch ein Handicap hat, einen leichten Torticollis. Das ist eine Behinderung, die in einer Orientierungsproblematik resultiert. Besonders, wenn er sehr aufgeregt ist schwankt sein Kopf hin und her und er hat von Natur aus einen kleinen Drall nach rechts.

Hänsel ist etwas dunkler und kränklich; Schwesterchen etwas rötlicher und fidel. Wir haben Sie erstmal unter Rotlicht gegeben. Was er an Schwäche am Anfang zeigte, hat er mit der Zeit immer mehr aufgeholt. Er frisst seiner Schwester, wo er kann, alles weg, erkundet ehrgeizig, wenn auch etwas unsicher, seine Umgebung. Gerade wenn sich etwas verändert, z.B. ein neuer Käfig, ein anderes Tier in seiner Umgebung oder ein neues Spielzeug, zeigt er eine Neugierde und Entschlossenheit, an der sich viele was abschneiden könnten.

Hunger ... satt.

Natürlich fehlt es noch an der nötigen Bewegungsroutine, denn die beiden sind ja noch im Babyalter. Doch sie haben schon mächtig Fortschritte gemacht: Noch sind sie zwar so tapsig in ihren Bewegungen, dass es viel zu lachen gibt, wenn wir sie beobachten. Allerdings kommt mit dem Alter auch die Geschwindigkeit langsam dazu, die Eichhörner so auszeichnet. Alles, was im Weg ist, wird von der Ferne aus beobachtet, näher betrachtet, erklommen und - wenn nötig - auch bekämpft.

Manchmal wird auch untereinander gekämpft, wie es sich für richtige Geschwister gehört. Wann immer ein Apfel zum Vorschein kommt, kloppen sich die beiden um das erste Stück, klauen es sich gegenseitig und nehmen den ersten Bissen. Danach teilen es sich dann brüderlich und schwesterlich ... wie im richtigen Leben halt. Wenn die Prozedur des Essens vorbei ist, gucken sie noch mal aus ihrem Tontopf-Zuhause, legen sich dann übereinander und versinken gemütlich und zufrieden in einen weiteren Schlaf. Jedenfalls so lange, bis der kleine Hunger wiederkommt, oder in ihnen die Wanderslust erwacht, und sie sich gemeinsam aufmachen, um Neues zu erleben.