Pieks

Gerettet vor einem qualvollen Tod

Kranker Igel von Mädchen gefunden

Pieks, der Igel, wurde uns an einem Sonntagnachmittag im August 2010 gebracht. Ein Mädchen hatte ihn im Garten gefunden, er war völlig apathisch und lief nicht weg. Außerdem hatte er "merkwürdigen Schaum vorm Mund", wie das Mädchen sagte. Uns war sofort klar, dass dieser Igel krank ist und schneller Hilfe bedurfte.


Pieks sah zwar noch ganz passabel aus und hatte sein volles Gewicht, doch allein der Schwarm Fliegen, der sich sofort um seinen Transportbehälter herum versammelte, verriet nichts Gutes. Denn Fliegen, die ihre Eier ablegen wollen, suchen sich dafür gezielt verletzte, kranke oder geschwächte Tiere.
Diese Fliegen, seine matten Schlitzaugen und die Tatsache, dass er am helllichten Tage mitten auf der Gartenwiese herumlag und sich kaum bewegte, waren dei Alarmzeichen, dass es mit ihm zu Ende gehen würde, wenn das Mädchen ihn nicht gefunden und mitgenommen und er keine fachkundige Hilfe bekommen würde.

Es dürfte kaum Igel ohne Zecken geben. Pieks hatte sechs von ihnen. Wir packten die kleinen Blutsauger mit der Pinzette am Kopf und zogen sie ruckartig heraus. Gegen Igelflöhe, Milben und andere Hautparasiten hilft unsere bewährte Puderbehandlung, die den Tieren sehr schnell Linderung verschafft.

Die größte Gefahr droht den Igeln jedoch durch Fliegenmaden, denn die würden das Tier bei lebendigem Leibe auffressen, wenn wir nicht alle gründlich entfernen. Deshalb haben wir alle Fliegeneier sofort mit einer speziellen Pinzette entfernt. Sie sehen aus wie klumpige Mini-Reiskörner. Pieks hatte schon so viele davon rund um Mund, Nase und Augen, dass es in der Tat wie "Schaum vorm Mund" aussah. Gott sei Dank waren noch keine Maden geschlüpft, so dass es nicht nötig war, auch seine Körperöffnungen danach abzusuchen.

Doch wir sahen sofort, dass er Lungenwürmer haben musste, denn er atmete schwer, bekam kaum Luft und seine Nase lief. Ständig bildeten sich beim Ausatmen kleine Blubberblasen. Das sieht zwar lustig aus, damit ist aber auf keinen Fall zu spaßen. Pieks bekam seine Lungenwürmer-Spritze und dann etwas Katzenfutter in seinen Korb. Nicht fehlen durfte ein Gazeumhang, der ihn vor den immer noch um ihn herumschwirrenden Schmeißfliegen schützte. So behandelt und abgeschirmt von den fliegenden Quälgeistern konnte die Nacht kommen. 

Fliegenmaden, die Piranhas der Wiesen und Felder

Morgens war die Hälfte des Futters weg und uns schauten wieder runde, schwarze Knopfaugen an, statt der matten Schlitze vom Vortag. Pieks hatte richtig Glück, dass das Mädchen ihn so früh entdeckt hatte. Zwei- oder drei Tage später wäre er viel schwerer zu retten gewesen und wenn alle Fliegeneier geschlüpft wären, hätte er höchstens noch eine Woche zu leben gehabt und wäre in den letzten drei Tagen qualvoll bei lebendigem Leibe aufgefressen worden.

Unsere Igel-Mama Herta Grunwald mit dem gereinigten, entwurmten und wieder fit gemachen Pieks.

So aber war er nach nur einer Nacht schon wieder so fit, dass wir ihn zu unserer Frau Grunwald bringen konnten. Da die Aufzucht und Pflege von Igeln eine durchaus langwierige und zeitraubende Aufgabe ist, die sich nicht selten auch über den ganzen Winter erstreckt, sind wir sehr froh, in unserer Praxis schon seit über 20 Jahren eine "Igel-Pflegerin" zu haben. Alleine würden wir das nämlich kaum schaffen. Herta Grunwald hingegen kriegt sie alle wieder propper und fit für die Freiheit. Und Sie hat auch schon so manchen Stachelkameraden gut durch den Winter gebracht. Es sind sicher schon knapp hundert stachlige Patienten durch ihre fachkundigen Hände gegangen, um dann an sicherem Ort wieder gesund, munter und gut genährt in die Freiheit entlassen zu werden.