Lucy von Lindhorst

Das Hündchen im Brötchen

Ein Hotdog der besonderen Art

Von Volkmar & Sylvia Märkert aus Lindhorst

Eigentlich waren Renate Lorenz und ich zum Fotografieren eines Drachenbootrennens in Wolfsburg verabredet. Doch dann rief Renate einen Tag vorher an und sagte ab, weil sie unter dubiosen Umständen vier Hundewelpen aus Neukölln bekommen hatte, die sie in den nächsten Tagen rund um die Uhr betreuen musste. Natürlich hatte sie auch längst schon einige Bilder in die fotocommunity eingestellt und als wir das niedliche "Hot Dog"-Foto sahen, war es schon um mich geschehen ... Nach dem Rennen rief ich sofort wieder in Lichterfelde an und erkundigte mich nach den Hunden. Aber da war schon klar: "Wir bekommen eine Hündin, und zwar genau die auf dem Brötchen."

Am 1. November kam Lucy dann endlich zu uns. An den beiden ersten Tage in Lindhorst (Kreis Schaumburg) hat sie gleich höchst wirksame Lebenserfahrungen gemacht, denn statt über die Brücke zu laufen, ist sie direkt in den Graben gefallen. Sie war eindeutig "not amused".

Not amused war auch unser Kater Sammy, der es in seinen nunmehr schon 12 Jahren nicht übers Herz gebracht hat, Hunde zu mögen ... also wollte er Lucy zunächst mit allem Mitteln loswerden, am liebsten final. Wir mussten unser Lucy-Baby zunächst vor Sammy beschützen, Gott sei Dank wurde der Hund schnell größer. Den Rest erledigte die Zeit, denn heute haben sich beide wunderbar aneinander gewöhnt, das heißt, sie gehen sich weitestgehend aus dem Wege. Und wenn sie doch mal aufeinandertreffen, wird sich beschnüffelt und beäugt, aber schon seit langem nicht mehr so intensiv bekriegt wie früher.

Lucy mit ihren "besten Freundinnen."

Doch Lucy hat bei uns auch längst gute Freunde gefunden, so z.B. ihre "besten Freundinnen" Emmi und Ulla. Mit beiden tobt sie wie verrückt, das liebste Spiel heißt "Stöckchenabjagen". Besonders mit Ulla, der massigen Französischen Bulldogge, ist das ein anspruchsvolles Spiel. Erst mal an den Stock kommen, heißt es da ... Anders, aber nicht einfacher ist es mit Emmi, denn da treffen zwei ebenbürtige Jack-Russells zusammen, wenn auch die andere von edlem Blute, während unsere Lucy eher die proletarische Seite repräsentiert.

Ein Jahr später, genau am 20. November 2009, haben wir Lucy dann von Renate operieren lassen, denn ein Hund ist uns dann doch genug. Wie in der großartigen Lichterfelder Tierarztpraxis nicht anders zu erwarten, verlief die OP schnell und problemlos. Kaum später wetzte sie schon wieder mit Muc-Muc und Wilhelm durchs Haus. Zum Fädenziehen sind wir dann zu einem Tierarzt in unserer Nähe gefahren, und das war ein großer Fehler! Denn die Naht begann kurz danach anzuschwellen und zu vereitern. Lucy litt sichtbar unter der Infektion ihrer Bauchdecke. Also wieder ein Anruf in Lichterfelde. Glücklicher Weise plante Renate Lorenz gerade eine Reise in den Norden und sie schlug vor, dass wir uns zwei Tage später auf Gleis 7 am Hauptbahnhof von Hannover treffen sollten. "Denn da muss ich umsteigen", sagte sie, und sie hätte dann 10 Minuten Zeit. Okay, dachten wir, wenn das reicht ...

Es reichte! Wir waren viel zu pünktlich da, deutlich pünktlicher als die Bundesbahn, die in diesem Winter fast schon planmäßig mindestens eine Stunde zu spät kommt. Renate kam anderthalb Stunden später in Hannover an und nahm sich sofort unsere Lucy vor. Meine Frau Sylvia hielt ihren Hund, fc-Freund mikeman assistierte, und ich fotografierte. Die Wunde wurde untersucht, gereinigt und desinfiziert. Doch zufrieden war Dr. Lorenz jedoch ganz und gar nicht ... "Da ist noch irgend etwas anderes ..." murmelte sie, während sie das schützende Puder auftrug. Dann fuhr auch schon ihr Anschlusszug gen Bremen ein.

So kam es dann Anfang Januar zum Wiedersehen in Lichterfelde. Und was für ein Wiedersehen ... Wir kamen um 18:30 Uhr im Oberhofer Weg an. Eine kurze Begrüßung und schwupps ... Lucy lag schon auf dem OP-Tisch. Um 18:34 Uhr erblickte der erste Fadenrest das Licht der Welt, eine Minute später der zweite und dann noch ein dritter. Der Tierarzt hatte offensichtlich die Fäden nicht gezogen, sondern nur abgeschnitten. Die drei Fadenreste waren mittlerweile schon so tief ins Bauchgewebe hinein gewandert, dass Renate sie auf dem Bahnsteig in Hannover nicht sehen sondern nur ahnen konnte. Doch nun waren sie endlich draußen. Desinfizieren, neu zunähen und fertig war der Hund. Um 19 Uhr lief sie schon wieder durch die Wohnung ... und diesen Faden zog Dr. Renate Lorenz vor unserer Abreise zwei Tage später höchstpersönlich.

Übrigens: Die drei anderen Welpen haben wir ebenfalls bei anderen Familien im Berliner Umland gut untergebracht.