Tierschutz

Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz

"In dubio pro animale"

Am 10. Mai 2025 hat die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) im Zoo Leipzig ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert. Die Berliner Tierärztin Renate Lorenz gehörte zu den Gründern der Vereinigung. Sie erinnerte in einem kurzen Vortrag an die Anfänge und den Auftrag der TVT. Der Vortrag wird hier in gekürzter und leicht angepasster Form wiedergegeben. 

Foto: R. Lorenz
Foto: R. Lorenz

Tierschutz ist keine Erfindung der 1980er Jahre, auch wenn es oft so dargestellt wird. Ab dem 17. Jahrhundert erkannten erste Gelehrte an, dass Tiere leidensfähig sind. Ein bekanntes Beispiel ist Jean-Jacques Rousseau, der im "Diskurs über die Ungleichheit" (1755) aus der Empfindungsfähigkeit von Tieren Pflichten im Umgang mit Tieren ableitete. Schon in der Vorzeit waren zudem in verschiedenen frühen Kulturen Tierverehrungen üblich. Und auch in der Tora wird Tierquälerei explizit geächtet. Allerdings dürfen Tiere für Arbeiten genutzt werden und das Schächten muss als eine weitere Ausnahme des Verbots von Tierquälerei gelten.

In Deutschland wurde 1881 der Deutsche Tierschutzbund gegründet und 1901 folgte der Tierschutzverein Berlin, der aus dem bereits 1841 gegründeten "Verein gegen Tierquälerei" entstand. 1979 organisierten sich "Ärzte gegen Tierversuche" und ein Jahr später erblickte Peta das Licht der Welt. Trotz dieser Gründungen wurde das Leid von Versuchstieren noch immer zu wenig beachtet. Daher war es 1985 Zeit, die TVT zu gründen. Den formalen Akt hat der Verein zwei bekannten Persönlichkeiten in der deutschen Tiermedizin zu verdanken: Prof. Horst Hagenlocher und Jürgen Neubrand.

Die heftigste Kritik aus der Gesellschaft am inakzeptablen Umgang mit Tieren – an der notwendigerweise auch Tierärzte aktiv und oft federführend beteiligt waren – wendete sich gegen die Versuchstierpraxis. Alle Beteiligt einte nicht nur der Wunsch, sondern auch der Drang, Versuchstieren eine Lobby zu geben. Es waren die unerträglichen Tierversuche, die unrühmlich in die Geschichte eingegangen sind, z. B. an Affen, Katzen und Hamstern.

Widrigkeiten und Hindernisse


Doch die Aktivitäten der TVT wurden nicht nur mit Wohlwollen gesehen. Massive Probleme gab es mit dem damaligen Direktor der Zentralen Tierlaboratorien der FU-Berlin. Er vertrat die Meinung, TVT und Greenpeace seien kriminelle Vereinigungen. Trotz etlicher Repressalien dehnte sich die Bewegung, die von den "Versuchstierkünstlern" ausging kontinuierlich aus. Der TVT-Wirkungsbereich expandierte in den Folgejahren u.a. zu Heimtieren, Nutztieren, Zootieren, Zirkustieren und Reptilien.

Künftige Aufgaben


Aus einem kleinen überschaubaren Haufen ist mittlerweile trotz aller Widrigkeiten und Hindernisse eine Bewegung entstanden, auf die selbst eine Bundesregierung manchmal aufmerksam wird und sich sogar Empfehlungen einholt. Dennoch gibt noch so viel zu tun, weil alte Herausforderungen noch virulent und neue hinzugekommen sind. Hier sind vor allem zu nennen:

  • Schlachttiere – für die meisten sind z. B. die Errungenschaften von Temple Grandin, die prominente Verfechterin einer humanen Behandlung von Schlachtvieh, unbekannt.
  • Das unerträgliche Leid bei Tiertransporten, übrigens mit EU-Unterstützung,
  • ein desaströser Tierhandel über das Ausland und Internetportale,
  • die Vergessenen: Reptilien, Exoten und Wildfänge.

Ein engagierter Einsatz von Tierärzten und Amtstierärzten ist gerade auch für den globalisierten Tierhandel gefragt. Sie müssen als Anwälte für Tiere fungieren.


"Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) wurde im Jahr 1985 gegründet. Mitglieder sind derzeit deutschlandweit rund 1.300 Tierärzte und etwa 40 Naturwissenschaftler verwandter Disziplinen, denen Tierschutz ein wichtiges Anliegen ist. " (Quelle: TVT)

Impressionen aus dem Zoo Leipzig

Fotos auf dieser Seite: Michael Jeinsen (Ausnahmen: Header und gekennzeichnete Fotos)