Medikamente in der Umwelt

150 Arzneimittel ...

... wurden bereits in der Umwelt nachgewiesen – darunter auch viele Präparate für Tiere. Die Folgen dieser Umweltbelastung können verheerend sein. Etliche Wirkstoffe sind für Jungvögel, Insekten und Pflanzen tödlich. Was Sie als Tierhalter zum Schutz von Flora und Fauna tun können. 

Symbolfoto: Pexels auf Pixabay
Symbolfoto: Pexels auf Pixabay

In Deutschland leben etwa 34 Millionen Haustiere (Stand 2024, repräsentative Skopos-Umfrage für IVH und ZZF*). Am beliebtesten sind Katzen (55%) und Hunde (49%). Tierarztbesuche sind für viele Haustierhalter alltäglich. Statistiken zufolge geben Hundebesitzer zwischen 100 und 500 Euro pro Jahr für tiermedizinische Behandlungen aus. Viele Wirkstoffe aus Medikamenten gelangen leider in die Umwelt und verursachen mitunter große Schäden an Flora und Fauna – auch weil sich viele Stoffe gar nicht (Ewigkeitschemikalien) oder nur extrem langsam abbauen und sich deshalb in der Umwelt anreichern.   


Tipps für Tierhalter

  • Katzenstreu nur im Restmüll entsorgen (nicht in der Toilette)
  • Kein wasserlösliches Katzenstreu verwenden
  • Hundekot (auch Katzenkot) im Freien aufsammeln und im Restmüll entsorgen
  • Kot von Hunden und Katzen nicht zum Kompost geben 



Rückstände in der Umwelt

Um welche Schäden und welche Medikamente geht es konkret? Antibiotika etwa sind grundsätzlich für Pflanzen, aber auch für Algen im Wasser schädlich. Und Wirkstoffe gegen Parasiten schädigen die Dungfauna (Organismen, die Kot abbauen) und wirbellose Tiere (z.B. Insekten Weichtiere, Spinnen).  

Symbolfoto: Joshua Choate auf Pixabay
Symbolfoto: Joshua Choate auf Pixabay

Beispiel Selamectin: Dieser Wirkstoff wird gegen Parasiten bei Hunden und Katzen eingesetzt. Er gilt als besonders wirksam gegen Flöhe und Würmer. Wird eine Lösung mit diesem Wirkstoff bei einem großen, etwa 60 Kilogramm schweren Hund (z.B. Neufundländer) äußerlich angewendet, dann sollten Tierhalter vorsichtig sein. Badet nämlich ein behandelter Hund in einem Teich mit rund 10.000 m³ Wasser, dann sterben im schlimmsten Fall innerhalb von 48 Stunden 50 Prozent aller Invertebraten (Wirbellose), die in dem Teich leben. So lautet das Ergebnis einer Studie von Little und Boxall in Vet Record, 25. Januar 2020. 

Beispiel Fipronil, Imidacloprid und Permethrin: Diese drei Insektizide, die u. a. gegen Läuse eingesetzt werden, wurden bei einer Untersuchung in 90 bis 100 Prozent aller Nester von Blau- und Kohlmeisen entdeckt. Die Studie (Montaigu C.T. et al., 2025) erkennt einen Zusammenhang zwischen einer erhöhten Sterblichkeit von Nestlingen und dem Auftreten der genannten Insektizide. Doch wie gelangen diese Stoffe in Vogelnester? Die Antwort ist einfach: über Hundehaare. Meisen kleiden nämlich ihre Nester gern mit Tierhaaren aus. Doch viele Hundehaare enthalten die genannten Insektizide, die für frisch geschlüpfte Tiere tödlich sein können.  

Symbolfoto: Frauke Riether auf Pixabay
Symbolfoto: Frauke Riether auf Pixabay

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit geht davon aus, dass es noch viele weitere Fälle gibt, in denen freigesetzte Medikamente Tiere und Pflanzen schädigen. Tote Fische in Gewässern, die sich in der Nähe von landwirtschaftlichen Nutzflächen und Stallungen befinden, sind beispielsweise verdächtig. Immer wieder werden zudem betäubte oder tote Greifvögel sowie Wildtiere in der Nähe von eingeschläferten Tieren gefunden. Solche Funde stuft das Bundesamt ebenfalls als verdächtige Fälle ein.  


Freigesetzte Medikamente sind auch für Haustiere eine Gefahr

Übrigens: Auch für Hunde und freilaufende Katzen können Tiermedikamente zur Gefahr werden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit berichtete auf einer Tagung von Fällen, in denen Pentobarbital eine Rolle spielte. Dieser Wirkstoff wird in der Tiermedizin v. a. zur Betäubung und zum Einschläfern genutzt. Unglücklicherweise ist der Wirkstoff hitzebeständig und übersteht auch Sterilisierungen sowie Tierkörperverwertungen. 

In einem Fall leckte ein Hund etwas Blut von einem eingeschläferten Pferd. Die Folge: Taumeln, verlangsamter Herzschlag und Probleme bei der Koordination. In einem anderen Fall hat ein Hund von einem eingeschläferten Lamm gefressen. Hier waren die Folgen noch dramatischer: Das Tier erlitt epileptische Anfälle und hatte Atemnot. In beiden Fällen erholten sich die Hunde wieder.

Symbolfoto: Pravin Menon auf Pixabay
Symbolfoto: Pravin Menon auf Pixabay

In den USA kam es 2017/18 zu gleich drei Rückrufaktionen, weil Hundefutter mit Pentobarbital verunreinigt war. Von fünf Hunden (Möpse) ist bekannt, dass sie direkt nach der Nahrungsaufnahme unter Krämpfen und an Taumelanfällen litten. Ein Hund verstarb. 


Um Pflanzen, Wildtiere, aber auch Haus- und Nutztiere zu schützen, muss der Eintrag von Medikamenten in die Umwelt dringend reduziert werden. Deshalb meine Bitte: Helfen Sie bei der Eindämmung von Umweltbelastungen durch Medikamente. Schon die Beachtung der oben genannten Tipps kann helfen.   

* IVH = Industrieverband Heimtierbedarf, ZZF = Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe